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Es
begann auf der Rio Bravo...
Am 18. Oktober 1927 wurde der lang gehegte Wunsch eines jungen
Mannes wahr - ein Abenteuer begann. Ein Abenteuer jedoch, das
nicht einer soliden handwerklichen Grundlage entbehrte, nämlich
der eines "Barbiers und Heilgehilfen".
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Erinnerungen
eines Weltenbummlers
Karl
Werz berichtet:
Der
Friseur von M.S. "Rio Bravo" (Mexikodienst) hat am
letzten Tag noch abgemustert, und deshalb musste schnell für
Ersatz gesorgt werden. Das ist in Hamburg nicht selten, dass Leute
direkt aus den Geschäften herausgeholt werden auf die Schiffe.
Noch sehr spät am Abend musste ich den Zahlmeister aufsuchen, um
den Vertrag abzuschließen, dessen Wortlaut hier wiedergegeben
ist:
M.S.
"Rio Bravo"
Kommando
Kapt. Friedr. Christiansen.
Im
Auftrage der Reederei H. Schuldt in Flensburg ist zwischen dem
Zahlmeister von "Rio Bravo" und Herrn Karl Werz,
nachstehendes Uebereinkommen getroffen,
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Herr K. W.
übernimmt die Barbierstube des Schiffs als selbständiger
Gewerbetreibender für eigene Rechnung und wird damit von seiten
der Reederei als Barbier, Friseur, Damenfriseur und Heilgehilfe
verpflichtet unter alleiniger Ausübung seines Berufes an Bord des
Schiffes; er muß allen Wünschen, was Facharbeit angeht, gerecht
werden und sich dauernd im Damenfrisieren unterrichtet halten,
seine Preise unterliegen der Zustimmung der Schiffsleitung. Es
wird ihm widerruflich das alleinige Recht des Verkaufs von
Toilettenartikeln an Bord zugestanden unter ausdrücklicher
Betonung, keine Schmuggelwaren mitzunehmen.
Seine
Arbeitszeit wird schiffseitig bestimmt; ihm obliegt die Ordnung
der Apotheke und steht in Sonderfällen dem Arzt zur Verfügung. Herr K. W.
mustert als Barbier und Heilgehilfe und unterwirft sich, zur
Besatzung gehörig, der Seemanns- und Schiffsordnung, ohne dadurch
gegen Schiff und Reeder irgendwelche Ansprüche zu haben. Herr K.
W. hat an Bord Unterkunft und Verpflegung. An Miete hat Herr K. W.
200 RM. für die Rundreise zu zahlen. Seine
Steuer- und Versicherungsangelegenheiten erledigt er selbst und
ohne Zutun des Schiffes. Das Uebereinkommen beginnt mit der 16.
Ausreise des Schiffes von Hamburg. Das Verhältnis kann
beiderseitig nach Rückkehr nach Hamburg gelöst werden.
Hamburg, 18.
Okt. 1927.
Karl
Werz, Barbier.
Adler, Zahlmeister.
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Durch die
morgendlichen Straßen von Hamburg-St. Pauli führt mich mein Weg
hinab zu den Landungsbrücken. Wie sah die Welt mit einem Male so
ganz anders aus für mich. Gestern früh um diese Zeit ging ich
noch in mein Geschäft und hatte nicht die mindeste Ahnung, dass
ich heute schon raus gehe auf große Fahrt. Ein Fährdampfer
bringt mich an den Kai, wo M.S. "Rio Bravo" liegt. Ich
gehe an Bord, mutig und keck, jetzt brauche ich mich nicht
heimlich an Bord stehlen wie vor fünf Jahren, als ich so gerne
mit Dampfer "Rugia" abgefahren wäre.
Ich übernehme nun
die Barbierstube von dem scheidenden Kollegen. Der Warenlieferant
ist natürlich auch anwesend. Wir sind bald einig. Ich übernehme
die vorhandenen Waren im Werte von etwa 2000 RM. mit. Der
Lieferant bringt noch einige fehlende Sachen, namentlich auch
Handwerkszeug. Die Kabine ist reichlich klein. Ich mußte viel
Kunst aufbieten, um die Waren zu verstauen, daß noch Platz übrig
ist zum Arbeiten...
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Die Rio Bravo in
schwerer See:
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